Unser Volksgetränk – das Bier – macht deutlich, das die Deutschen ihr Kaufverhalten bei Nahrungsmittel ändern.
Die Verbraucher kaufen bewußt ein und setzen dabei auf regionale Produkte. Man bekennt sich zu der Heimat, Regional schmeckt besser, ist kontrollierbarer, es weckt Emotion und vor allen Dingen landet das Geld nicht in den steueroptimierten Gledsäcken der Großkonzerne oder im Ausland – die Rente wird von diesen sicher nicht bezahlt.
Regional schmeckt besser, ist kontrolierbar und weckt Emotionen. Das Wort „Regionalität“ ist bei vielen wertvoller als „Bio“, keiner kann sich vorstellen, das ein Bauer der seine Waren direkt vermartet, seine Lebensgrundlage durch schlechte Qualität riskiert.
Und So ist es in allen Bereichen, Regionale Produtzenten bemühen sich mehr, sind Innovativer, sind einerseits revolutionär und andererseits der Tradition verbunden.
Regionale Marken und Produkte erzählen Geschichten, die den Genuss verstärken. Regionale Produkte bieten Transparenz und schaffen so Sicherheit. Regionalität fördert den Gemeinsinn und stiftet so Identität. Wer regionale Produkte genießt kann auch ein gutes Gewissen genießen: Kurze Transportwege, Arbeitsplätze „vor Ort“, Wertschöpfung in der Region.
Da steht Bier als Beispiel als Beispiel für die gesammte Branche der Lebensmittelversorger.
Kleine Biere räumen bei Wettbewerb ab, die „Fernsehbiere“ tratten erst gar nicht mehr an. Konrad Mayer hat einen feinen Gaumen. Trotzdem hatte der Braumeister aus Bayern zuletzt einige Probleme beim Biertrinken. Denn als Mitglied der Expertenjury beim „ European Beer Star Award“ musste Mayer unter anderem die drei besten Biere in der Kategorie „South German-Style Hefeweizen Bernsteinfarben“ küren.
„Das war schon hart“, sagt der Experte der kleinen Weißbier-Brauerei Schwendl aus Tacherting südwestlich von München. Die zwölf Bewerber der Finalrunde seien qualitativ so eng beieinander gewesen, dass die Auswahl entsprechend schwer fiel. „Die Biere werden einfach von Jahr zu Jahr besser.“
Und zahlreicher. 1366 Biere haben Brauereien aus aller Welt in diesem Jahr zum „European Beer Star Award“ eingereicht – so viele wie nie zuvor. 150 davon wurden auf der Branchenmesse Brau Beviale in Nürnberg ausgezeichnet, jeweils mit einer Medaille in Gold, Silber oder Bronze. Insgesamt 50 Kategorien von Pils und Märzen über Weißbier und Indian Pale Ale bis hin zu Stout und Porter umfasst der Wettbewerb.
Der Charakter des Bieres entscheidet
Die Bewertung erfolgte durch ein international besetztes Expertengremium aus Sommeliers, Braumeistern und anderen Branchenkennern. Per Blindverkostung ermittelten sie die Gewinner von Europas wichtigstem Bierpreis. „Maßstab ist dabei nicht eine technische Laboranalytik, sondern eine Bewertung mit allen Sinnen“, sagt Werner Gloßner, Hauptgeschäftsführer des Verbands Private Brauereien Bayern, der den Preis verleiht.
Ausgezeichnet würden unverfälschte und charaktervolle Biere, „die geschmacklich und qualitativ überzeugen und die jeweiligen Sortenkriterien besonders gut erfüllen“.
Von diesen Sortenkriterien gibt es insgesamt acht: Schaum, Geruch und Farbe, dazu Klarheit, Bitterkeit und Geschmack sowie Nachtrunk und Rezenz, also den Kohlensäuregehalt, der das Bier schal oder spritzig wirken lässt. Zudem müssen die Biere technisch fehlerfrei sein.
In einer Privaten Brauerei wird Bier handwerklich gebraut. Handwerk heißt: Individuelle Brauverfahren, der Bezug von Rohstoffen aus der Region, traditionelle Bierherstellung mit langen Reifezeiten. Im individuellen Geschmack jeder Region spiegeln sich Wasser, Luft, Erde und die Gebräuche der Gegend. Privatbrauer stehen für die Region, die Stadt, die Ortschaft in der Sie brauen. Die großen Industriebiere haben hier keine Chance, was sich an den schon seit Jahren zeigenden Verlusten erkennen lässt.
Die Familienbrauereien freut’s. Viele haben ihre Umsätze im vergangenen Jahr entgegen der Gesamtbranche gesteigert – einige sogar im zweistelligen
Bereich.
„Think Regional“ ist nicht nur eine Modeerscheinung, sondern gelebter Zeitgeist als Antwort auf ein nicht mehr funktionierendes, globales System.